Wenn die Schäufele geifert und keift

10.02.2020 12:00 von ITS-Schmidt

Prunksitzung

Die Fasnetzunft bietet im Martinisaal ein abwechslungsreiches Programm.


Am Ende eines langen Abends schunkelte der Martinisaal und glückselig stimmten die Besucher in das Lied „Die Fasnet ist schee“ ein, das Zunftrat Markus Kämmle zu seiner Gitarre sang. Ein buntes Programm lag hinter den Gästen der Fasnetzunft-Prunksitzung, die den tänzerischen Teil gänzlich mit eigenen Kräften bestritt und lediglich für die Comedy drei hochkarätige Gäste verpflichtet hatte.

Zum Beispiel Michael Panzer, besser bekannt als Wommy Wonder, in Kornwestheim aber als Putzfrau Elfriede Schäufele im Einsatz. Dass die auf den Mund gefallen ist, das kann man ihr nun wahrlich nicht vorwerfen. Sie schimpft und schwadroniert, geifert und keift, dass es eine wahre Freude ist. Über deutsche Schlagersängerinnen zum Beispiel, die sie als „singenden Lederrock aus Kleinaspach“ (Andrea Berg), als „russische Erntehelferin und singende Sagrotanflasche“ (Helene Fischer) bezeichnet. Wenn Letztere „Ich will immer wieder dieses Fieber spüren“ trällere, dann denke sie stets „Nimm ein Zäpfele und sei ruhig“, schimpfte die Putzfrau, die vor dem Auftritt keine Zeit mehr gehabt hatte, ihre Lockenwickler aus den Haaren zu drehen. Das Thema Ernährung und Figur ist natürlich auch eines, das Elfriede Schäufele intensiv beschäftigt. Sie wolle jetzt einmal die Döner-Diät ausprobieren, erzählte sie dem begeisterten Publikum: „Du drehst dich so schnell im Kreis, bis das Fleisch abfällt.“ Nach 20 Minuten mögen die Kornwestheimer Elfriede Schäufele gar nicht ziehen lassen. „Zugabe, Zugabe“, fordern sie. Die Putzfrau mit der mächtigen Oberweite kommentiert: „Das sind die Schwaben: Wenn’s nicht mehr kostet, wollen sie mehr. Und die Alte soll schaffen, bis sie tot umfällt“. Tot umgefallen ist sie dann nicht. Aber sauber, das musste Zunftrat Peter Kienzle, der durch den Abend führte, kritisch anmerken, war die Bühne nach dem Einsatz der Putzfrau nicht. Aber das Publikum in prächtiger Stimmung.

Und die heizte auch Markus Zipperle als Bauer Zitzele mit Euterhut weiter an. Letztlich machte er nichts anderes als einen Witz an den nächsten zu reihen – aber das gut getimt mit einem genauen Gespür für die Pointe. Von seinen diversen Erlebnissen mit der Polizei berichtete der Landwirt, und er war glücklich, dass sich ein Zuschauer auch als Polizist zu erkennen gab. Den Thomas (Ulmer, Vorsitzender der Fraktion Grüne/Linke im Kornwestheimer Gemeinderat) bat er denn auch um die Beantwortung einer wichtigen Frage. Wenn die Polizei ihn das nächste Mal anhalte, „Papiere“ sage und er selbst „Schere“ entgegne: „Habe ich dann gewonnen?“

Der Schweizer Roli Berner war nicht allein gekommen, sondern hatte zwei Puppen mitgebracht, denen er zur Stimme verhalf – sein Alter Ego Igor und Oma Elisabeth, die auf der Bühne einen Stringtanga strickte. Warum gerade den? „Das geht schneller.“ Der Bauchredner hatte sich die Senioren zur Zielscheibe auserkoren, aber die nahmen es ihm nicht übel, sie hatten sogar ihre große Freude daran. Was ist das Besondere an einem Rentnerhandy? Es hat eine einstellige PIN-Zahl und zehn Versuche beim Eintippen.

Zunftrat Peter Kienzle nahm als Bauer auf der Durchreise das örtliche Geschehen aufs Korn. Baubürgermeister Daniel Güthler, der die Stadtverwaltung in der Prunksitzung repräsentierte, musste sich so manches anhören. Sogar die Auseinandersetzung um den Verkauf eines Grundstücks direkt neben dem Rathausturm – in der vergangenen Woche erst öffentlich geworden – hatte Kienzle in seine Bütt eingebaut. Er habe gehört, dass sich ein Neubau in der Höhe an die Nachbargebäude anpassen müsse. „Ich sehe sie schon vor mir“, so Kienzle, „die Twin Towers von Kornwestheim.“ Über das geplante Stadtmuseum, von dessen erster Idee bis zur Eröffnung – so sie denn überhaupt kommt – es rund 50 Jahre dauern dürfte, machte Kienzle auch seine Witze. „Ihr lacht noch einmal über den BER“, zeigte er mit dem Zeigefinger auf die Kornwestheimer. Ob Falschparker oder Feinstaub – viele Themen griff Kienzle auf. Und Landrat Dietmar Allgaier dürften in Abwesenheit auch die Ohren geklingelt haben, denn sein Wechsel von Kornwestheim nach Ludwigsburg war für den Bauern auf der Durchreise ebenso ein gefundenes Fressen. „Wir geben die Innenstadt nicht auf“, zitierte Kienzle den früheren Ersten Bürgermeister. „Die Innenstadt ist noch da, aber der Finanzbürgermeister ist weg.“

Schlag auf Schlag ging es im Programm. Die Fasnetzunft gönnte weder sich noch dem Publikum eine Pause – allenfalls zum Schunkeln. Die Maskengruppen Garbenstrickle und Früchtle und die verschiedenen Tanzgarden der Fasnetzunft begeisterten das Publikum – die Kleinen mit Spagats und Sprüngen ebenso wie die Zunftgranaten, die nicht mehr ganz so beweglich waren, es an Spaß an der Freud’ aber ebenso wenig missen ließen. Tanzmariechen Jana Abt (Foto Mitte) strahlte bei ihren Vorführungen, als ob diese Tänze mit großer Leichtigkeit zu vollführen wären. Für Ehrenzunftmeister Klaus Magerl wurde es eine ganz besondere Prunksitzung. Bernd Lipa, Präsident des Landesverbandes württembergischer Karnevalsvereine, überreichte ihm für langjährige Mitgliedschaft und Verdienste im Präsidium der Fasnetzunft den Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval (BDK) in Silber.

Einzige Wermutstropfen an diesem bunten Abend: Die Veranstaltung war nicht ganz ausverkauft. Und die Beteiligten der Gruppen, die gerade nicht im Einsatz auf der Bühne waren, unterhielten sich im hinteren Teil des Saales mitunter doch ein wenig laut.

Wenn die Schäufele geifert und keift, Kornwestheimer Zeitung , 10.02.2020 Werner Waldner

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