Bericht Prunksitzung 2015 (KWZ)

09.02.2015 13:41 von ITS-Schmidt

One for the money, two for the show...

Kornwestheim Abba hätten 'Money, Money, Money' gesungen angesichts der Finanzlage der Stadt. Bei der Prunksitzung der Fasnetzunft ging es vornehmlich um Pinkepinke. Birgit Kiefer

Das liebe Geld - oder besser, das liebe nicht vorhandene Geld -, das hat bei der diesjährigen Prunksitzung der Fasnetzunft alle umgetrieben. Die 21 Millionen Euro Gewerbesteuer, die, inklusive Zinsen, an die EnBW zurückgezahlt werden müssen, waren Stein des Anstoßes und eine Einladung für viele Seitenhiebe auf die Stadtverwaltung, die Oberbürgermeisterin und natürlich Finanzbürgermeister Dietmar Allgaier. Der war in weiser Voraussicht gleich als Vampir im Martinisaal erschienen. Ob er sich als Blutsauger, der es auf den armen Bürger abgesehen hat, outen wollte? Sein Fett bekam er ab. Selbst die Bronnweiler Weiber - von auswärts angereist - kamen an dem Thema Geld und Kornwestheim 21 nicht vorbei. In der Bütt wurde aber auch ein Blick voraus auf die Oberbürgermeisterwahl in diesem Jahr geworfen.

Bevor es allerdings zum tiefen Griff in die Kiste mit den Kritiken kam, wurde erst mal marschiert, was das Zeug hielt im Martinisaal. Einmarsch, Ausmarsch, Marschtanz, vorwärts, rückwärts. Die Bambinis waren vor allem eines: entzückend. Die Waschlappen-Glunker Neuhausen sorgten mit ihrem 'Elvis lebt' für den Glamourfaktor, sie setzten sich allerdings nach einem kurzen Auftritt wieder in den Bus, um weiter in die Pfalz zu reisen. Die Mini-Blitzer zeigten, was schon bald aus den Bambinis werden kann, und Tanzmariechen Adriana Bernhardt, was die hohe Kunst des Gardetanzes ist. Natürlich wurde geschunkelt und zur Polonaise durch den Raum gezogen. Ein Showtanz jagte den anderen, von den Aktiven bis zu den Junioren und zu guter Letzt noch boten die Zunftgranaten einen granatenmäßig lustigen Bade-Strand-Bikini-Auftritt.

Als Erster in die Bütt stieg Markus Kämmle, Stadtrat der Freien Wähler, als Siggi Sorglos am Kornwestheimer Sorgentelefon. Sein erster Anrufer: Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Die saß zwar eigentlich an dem Abend nur wenige Meter entfernt als Kindersportschule verkleidet, aber vielleicht war sie ja kurz rausgehuscht, um zu telefonieren. Siggi Sorglos zeigte sich wenig sensibel angesichts des OB-Kummers über die sich auftuende Millionenlücke. 'Zeig einer Frau dein Sparbuch, ond sie zeigt dir, wie m'r ein kleines Vermögen macht - wenn m'r vorher ein großes hatte' - etwas frauenfeindlich, aber es ist ja Fasnet. Und eigentlich, so Siggi Sorglos, habe sie auch gedacht, Kornwestheim 21 sei ein Wahlkampftrick, um andere Kandidaten abzuschrecken.

Auch die SPD bekam von ihrem Ratskollegen Kämmle einiges zu hören - weil sie von der Linie ihrer Bundespartei abgewichen ist, die Kinderbetreuungsgebühren abzuschaffen. Claus Schmiedel, Mitglied des Landtags, bot gleich darauf am Sorgentelefon seinen Genossen einen Workshop unter dem Thema 'Wir lernen die politischen Ziele der SPD kennen' an. Zu guter Letzt rief noch er an: 'Kandidatis - Fakis - Souflakis Yanis?' Nein, 'Herr Varoufakis, der griechische Finanzminister'. Ihm sei sein Job zu stressig geworden, in Kornwestheim könnte man aber Schulden machen, ohne groß Personal einzusparen. Darum wolle er als Oberbürgermeister kandidieren. Und Markus Kämmle? Brachte sich da lieber selbst ins Rennen: 'vor Yannis Bankrottis' kandidiere lieber Siggi die Sorglose. Die beendete ihren Auftritt mit dem leicht abgewandelten Rio-Reiser-Hit 'Wenn ich Chef von Kornwestheim wär'.

Peter Kienzle, der wie schon in den Vorjahren den durchreisenden Bauern mimte, kam natürlich auch nicht um das Thema Finanzkrise herum, er bot aber auch einige Lösungswege: den Rathausturm steinchenweise oder gleich als Immobilie in Top-Wohnlage am Stück verkaufen. Auch Pattonville zu Silber machen, sei eine Möglichkeit. Und warum nicht die Stadt zum Verein erklären, dessen 'Zweck nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäfts betrieb ausgerichtet ist'?

Die Bronnweiler Weiber - Märy Lutz und Friedel Kehrer - zeigten sich da schon fast mitleidig mit der gebeutelten Ursula Keck und wechselten schnell zum VfB, der ja auch in Nöten ist.

Ach ja, die Schütt-Stoi' sangen noch das Fasnetlied, dann marschierte die 1. Originale Schalmeienkapelle Flägga Bätscher ein und es wurde das einzig Richtige gemacht, was man machen kann, bevor wegen Schulden der Strom abgestellt wird: getanzt und gefeiert bis in die Puppen.

 

Quelle : Kornwestheimer Zeitung 09.02.2015

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