Bericht LKZ Jugendfasnet im JUZ

12.02.2013 07:30 von Holger Merwerth

Schnupperstunde närrischer Art

Faschingsparty im Jugendzentrum – Auch die Fasnetzunft ist mit von der Partie „Wir haben im Vorfeld schon überlegt, ob wir überhaupt eine Faschingsparty veranstalten sollen“, sagt Michael Wolfschläger, seit Januar hauptamtlicher Mitarbeiter des Jugendzentrums (JuZ) Kornwestheim. Der Grund: Viele Besucher des JuZ haben nach Aussage des Sozialpädagogen kaum Berührungspunkte mit der Fasnet. Dennoch entschied sich das JuZ zum Feiern. Am Samstag war es soweit. Ehrenamtliche Mitarbeiter der Einrichtung mixen alkoholfreie Cocktails. DJ Neo legt am Plattenteller auf, für die einfallsreichsten Kostüme gibt es bei einem Wettbewerb Kino- und Pizzagutscheine.

Allerdings haben sich nur wenige Besucher verkleidet. Die eine oder andere Perücke sorgt für bunte Farbtupfer, einige junge Männer haben mit Luftballons unter ihren Pullovern weibliche Brüste angedeutet – ansonsten deutete die Szenerie, abgesehen von Luftschlangen und anderer Dekoration, wenig auf eine Faschingsparty hin. Verkleiden sei nicht so „sein Ding“, erklärt der 15jährige Marcello. Mit Freunden gehe er aber schon zu Umzügen oder Faschingspartys in der Umgebung. Zwar eher selten in Kornwestheim, „da geht nicht so viel“, sagt der junge Kornwestheimer. „Den Umzug in Neckarweihingen finde ich aber richtig gut“.


Der 18jährige Daniel sieht sich selbst nicht als klassischen Faschingsnarren. Auch er besucht in der „fünften Jahreszeit“ mit Freunden Umzüge und Faschingspartys. „Vor allem zum Umzug nach Neckarweihingen gehe ich gerne“. Genauso wie Dennis, der gerade eine Ausbildung zum Koch in Stuttgart macht. „Wenn es mein Zeitplan erlaubt, gehe ich schon zum Fasching. Das ist eine nette Abwechslung.“ Das JuZ hat sich eine besondere Überraschung einfallen lassen: Der Nachwuchs der Fasnetzunft Kornwestheim – Mitglieder der Tanzgarde und der Maskengruppe Garbenstrickle und Früchtle – sorgt mit einer Aufführung für närrische Stimmung.

Es sei in den vergangenen Jahren nicht gerade leichter geworden, junge Menschen für die Fasnet zu begeistern, erläutert Hubertus Hennig, Technikleiter der Fasnetzunft, nach der Stippvisite im JuZ. Der demografische Wandel mache sich zunehmend bemerkbar, „es gibt immer weniger Jugendliche“. Zudem konkurriere sein Verein im Ballungsraum Stuttgart mit einer Vielzahl an weiteren Freizeitangeboten. „In einem ländlich geprägten Raum ist es vielleicht einfacher, Nachwuchs zu finden.“ Holger Merwerth, Zunftrat für IT und Kommunikation, versteht den Besuch im JuZ auch als „sozialpädagogische Arbeit“. Die Fasnacht werde häufig mit exzessivem Alkoholkonsum
verbunden. „Wir wollen zeigen, dass auch Kultur, Brauchtum und – wie zum Beispiel beim Gardetanz – Sport dahinter steckt.“ Natürlich werde auch gefeiert. Die Fasnetzunft sei aber in erster Linie ein Familienverein, betont Merwerth, dessen Frau und Töchter ebenfalls vom Fasnetvirus infiziert sind. „Von den Kindern bis zu den Grosseltern können bei uns alle mitmachen. Eigentlich sind wir ein kleines Familienunternehmen.“

Quelle: Ludwigsburger Kreiszeitung vom 11.02.2013, Autor Frank Klein

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